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2 wichtige Faktoren für Dein Wohlbefinden

- Vulnerabilitäts-Stress-Modell -

Inhalt

Wenn es um Persönlichkeitsentwicklung oder Veränderungen im Leben geht, gibt es sehr viele Informationen im Netz. Setze Grenzen, übe Dich in Selbstliebe, reflektiere Deine Glaubenssätze, schaffe Dir Me-Time, höre auf Deine Intuition. Dies alles sind wertvolle Tipps, die bereits weiterhelfen können. Oft fehlt es ihnen aber an einem roten Faden, an dem Du Dich entlang bewegen kannst. Es fehlt ein Gesamtbild, das Dir hilft, in Deine gewünschte Richtung zu gehen. Häufig reicht es nicht, eine bestimmte Strategie anzuwenden, um Dich langfristig und tiefgreifend zu verändern. Denn viele Faktoren spielen eine Rolle.

Warum Du Deine individuellen Faktoren kennen solltest

Es ist wichtig, diese Faktoren zu kennen, einzuordnen und für sich sinnvolle Veränderungen anzustoßen. Das heißt, bei einer Veränderung ist es wichtig was Du tust, warum Du es tust und wie Du es tust. In diesem Artikel findest Du ein grundsätzliches psychologisches Modell, welches Dir dabei helfen kann, Deine inneren Vorgänge im Alltag besser zu verstehen. Und zu verstehen, warum Du immer wieder nach denselben Mustern reagierst, um sie so letztendlich zu verändern.

Faktoren, die bei Veränderungen eine Rolle spielen

Das sogenannte Vulnerabilitäts-Stress-Modell

Den Begriff kannst Du gleich wieder aus Deinem Kopf streichen. Viel wichtiger ist das Wissen, was dahinter steht. Nämlich, dass es grob gesagt innere bzw. verinnerlichte (Vulnerabilitäten/Anfälligkeiten) und äußere (Stressfaktoren) Faktoren gibt, die auf Dein Leben und Fühlen einwirken.

Innere bzw. verinnerlichte Faktoren

Zu ihnen gehören die Dinge, die recht stabil in uns angelegt sind:

  • Genetik
  • chronische Erkrankungen (z. Bsp. Hormone, Schilddrüse, rheumatische oder Atemwegserkrankungen)
  • Temperament/Charakter
  • frühere (kritische) Lebensereignisse/Traumata
  • Lernerfahrung durch Eltern/Bezugspersonen als Modelle
Aus diesen Faktoren entstehen unsere Prägungen. Je nach Therapieschule auch Muster, Programme, Grundannahmen, Schemata, Ego-States oder Anteile genannt. Und diese inneren Faktoren treffen im Alltag auf…
1. Vuln.-Stress-Modell (Graphik)

Äußere Faktoren

In diesem Modell werdem sie Stressfaktoren genannt. Nur sollte man sich von dem Begriff nicht in die Irre leiten lassen, denn Stressfaktoren können durchaus positiver Natur sein. Auch eine Hochzeit, Nachwuchs oder der Umzug in eine tolle Wohnung sind Stressfaktoren. Zu den äußeren Faktoren gehören:

  • Lebensstil (Schlaf, Wohnen, Ernährung, Bewegung, Finanzen, Wohnsituation,  Alkohol, Rauchen…)
  • kritische Lebensereignisse (Verluste, Hochzeit, Umzug, Haftstrafen, Ausbildungsbeginn, Renteneintritt, Wechsel aller Art …)
  • zwischenmenschliches Klima (privat, beruflich)
  • akute Erkrankungen

Individuelle Belastungsgrenze

Jeder Mensch besitzt eine ganz individuelle Grenze, bis zu der er mit den alltäglichen Herausforderungen optimal umgehen kann. Summieren sich die äußeren Faktoren, ohne ihnen jedoch auf sinnvolle Weise entgegenzuwirken, nähert sich der Mensch dieser Grenze – seiner Belastungsgrenze. Nach und nach werden Symptome sichtbar. Zu diesem Zeitpunkt kann man sie als Frühwarnzeichen werten (so wie die Muschelwegweiser am Weg, welche die  Richtung anzeigen). Überschreitet der Mensch seine Grenze, reagiert der Körper mit Krankheit. Ähnlich einem Topf, der randvoll mit Wasser gefüllt ist. Irgendwann läuft er über, wenn nur ein einziger weiterer Tropfen hinzu kommt.

Miriam ist von Haus aus eine eher ruhige/introvertierte und sensible Person. Als sie sieben Jahre alt war, erkrankte ihr jüngerer Bruder an Krebs. Da blieb kaum Zeit für ihre Bedürfnisse. Jede freie Minute waren die Eltern im Krankenhaus. Sie versuchte, ihre Eltern, so gut es ging, zu unterstützen, indem sie mehr Aufgaben im Haushalt übernahm. Ihre Unsicherheit und das Gefühl, allein zu sein, verbarg sie so gut es ging, um ihren Eltern nicht noch zusätzlich Sorgen zu bereiten. Ihr Bruder wurde wieder gesund, aber die Ehe der Eltern hielt der Belastung nicht stand, und nach einer Phase, in denen die elterlichen Sorgen Streitigkeiten wichen, trennten sie sich, als Miriam neun Jahre alt war. Ab da übernahm sie noch mehr Verantwortung im Haushalt und auch für ihren Bruder, denn ihre Mutter arbeitete viel, um den Lebensunterhalt zu verdienen. Auch heute noch macht Miriam ihre Gefühle meist mit sich aus und stellt ihre Bedürfnisse eher hinter die der Anderen.

In letzter Zeit geht es ihr nicht gut. Sie hat Kopfschmerzen, fühlt sich angespannt und überfordert. Zu allem Übel melden sich auch ihre Magen-Darm-Probleme wieder. In ihrem Kopf wirbeln 1000 Gedanken, und sich zu konzentrieren ist auch irgendwie schwierig. Immer wieder spürt sie, dass ihr Herz doll klopft. Das alles macht ihr Angst, und die Stimmung leidet.

Und das auch noch gerade jetzt. Die Hochzeit mit Markus, ihrer Pilgerliebe, ist in 14 Tagen, und es stehen noch Lastminute-Aufgaben an. Nach dem Umzug in die neue Wohnung sind noch Möbel aufzubauen, Kisten auszupacken und Anmeldungen zu erledigen. Markus ist gerade noch auf Geschäftsreise und kommt erst am Sonntag wieder. Das heißt, dass sie sich, wie so oft, seitdem sich Markus selbstständig gemacht hat, um alles selbst kümmern muss.

Weil gerade so viel los ist, schafft es Miriam nicht zum Treffen mit ihrer besten Freundin, und sie sagt zum 3. Mal ab. Als ihre Freundin daraufhin sauer reagiert, zieht sich Miriam in sich zurück. 

Miriam bekommt nachts kaum noch ein Auge zu, weil ihr alle Dinge durch den Kopf gehen, und sie versucht, Ordnung in das Chaos zu bekommen.


Symptome

Kopfschmerzen, angespannt, überfordert, Magen-Darm-Probleme, 1000 Gedanken, Konzentrationsschwierigkeiten, Herzklopfen, Angst, gedrückte Stimmung


Innere Faktoren

  • Genetik: sensibel reagierendes Stresssystem (siehe Säbelzahntiger)
  • chronische Erkrankungen: keine

  • Temperament/Charakter: introvertiert, sensibel 

  • frühere (kritische) Lebensereignisse/Traumata: Krebserkrankung des Bruders in Miriams 7. Lebensjahr. Trennung der Eltern im 9. LJ.

  • Lernerfahrung durch Eltern/Bezugspersonen als Modelle: sich zurücknehmen und Bedürfnisse hinten anstellen, um Eltern keine zusätzlichen Sorgen zu machen. Den Eltern so gut helfen wie möglich. Eigene Gefühle mit sich selbst ausmachen. Funktionieren, Harmonie, Anpassen an Bedürfnisse anderer.

Äußere Faktoren

Umzug, Hochzeit steht bevor, Mann auf Geschäftsreise, Konflikt mit bester Freundin, schlechter Schlaf

Das Beispiel ist frei erfunden. In der Praxis kommen solche Fälle häufig vor, auch wenn Miriam jemand ist, der gerade besonders viel gleichzeitig um die Ohren hat.

Wir sehen die alltäglichen Situationen (heute) also durch die Brille unserer inneren Faktoren, welche über den Lebensverlauf entstanden sind. Wir reagieren ganz automatisch mit unseren inneren Programmen auf die aktuellen Geschehnisse. Eben mit den immer wiederkehrenden Mustern. Ob diese nun passend sind oder nicht.

Unser inneres System nimmt eine äußere Situation im Sekundenbruchteil wahr, gleicht sie mit bekannten ähnlichen Erfahrungen ab und reagiert, ohne bewusst darüber nachzudenken. So kann unser Gehirn wunderbar effizient Energie sparen. 

Um Muster zu verändern ist es wichtig, sie ausfindig zu machen, sich dieser also bewusst zu werden. Dazu braucht es jedoch Energie. Und deshalb fühlt sich Veränderung unter Umständen anstrengend an.

Aber es lohnt sich. Langfristig ganz sicher.

Take Home Message

Bei Veränderungen ist es hilfreich, Deine persönlichen inneren und äußeren Faktoren zu kennen. So entsteht ein Gesamtbild aus den vielen verschiedenen Puzzleteilen Deines früheren und aktuellen Lebens. Es zeigt Dir den roten Faden, an dem Du Dich entlang bewegen kannst, um Dich besser zu verstehen und dauerhaft in Deine Wohlfühlrichtung zu verändern.

Was Du sofort umsetzen kannst
  1. Erkenne Deine inneren bzw. äußeren Faktoren und notiere sie Dir. 
  2. Gehe auf die Suche nach Deinen Hinweiszeichen. Das sind die Muscheln am Wegesrand, die Dir die Richtung weisen. Welche liegen oberhalb bzw. unterhalb Deiner Belastungsgrenze?
  3. Nimm Deine inneren sowie äußeren Faktoren und Deine Hinweiszeichen im Alltag zu Kenntnis.
So machst Du weiter
Literatur

Wittchen, H.-U. (2011). Klinische Psychologie & Psychotherapie. Springer.

Das Modell wird hier in einer vereinfachten Form für fachfremde Personen dargestellt.

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