
2 wichtige Faktoren für Dein Wohlbefinden – das Vulnerabilitäts-Stress-Modell
Wenn es uns nicht gut geht, spielen viele Faktoren eine Rolle. Einen Überblick über die Wichtigsten gibt dieser Artikel.
Die Suche nach einem geeigneten Psychotherapieplatz (oder überhaupt nach einem) gestaltet sich oft schwierig und langwierig. Einige meiner Patient/innen und Klient/innen haben zwei Jahre gesucht. Andere „nur“ ein paar Wochen. Mehrheitlich sind Wartezeiten von mehreren Monaten gängig.
Wie Du bei der Suche vorgehen kannst, um erfolgreich zu sein, erfährst Du in den folgenden elf Tipps.
Die Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) haben Listen der Psychotherapeut/innen in Deiner Nähe. Jede/r Therapeut/in mit Kassensitz (die haben eine Abrechnungsgenehmigung mit der gesetzlichen Krankenkasse) ist bei der KV gelistet. Die meisten KV besitzen auf ihrer Internetseite eine Therapeutensuche. Dort kannst Du oftmals Suchoption eingeben wie Ort, Entfernung, Therapieausrichtung, Sprache, Kontaktdaten und findest weitere Therapeutenangaben.
Institutsambulanzen gibt es in den meisten großen Städten Deutschlands. Dort wirst Du von Teilnehmer/innen in fortgeschrittener Ausbildung zum/zur psychologischen Psychotherapeut/in behandelt. Diese Therapien finden unter Supervision statt. Das heißt, dass die Patientenfälle regelmäßig mit einem/einer erfahrenen approbierten Therapeut/in besprochen werden, um eine qualitativ gute Therapie zu gewährleisten. Die Ausbildungsteilnehmer haben bereits einiges an therapeutischer Erfahrung (Psychologiestudium, mindestens ein Jahr Tätigkeit in einer Psychiatrie und ein halbes in der Psychosomatik), sodass Du dort eine gute Behandlung bekommst und sicher aufgehoben bist.
Das Gute an diesen Ambulanzen ist, dass es da viele Therapeut/innen auf einem Haufen gibt. Das kann die Wartezeit enorm verkürzen.
Wie in vielen Branchen, gibt es auch bei Psychotherapeut/innen ein Sommerloch. Viele Patient/innen machen Urlaub und diese Termine bleiben frei. Daher nehmen Therapeut/innen oft neue Patienten im Sommer auf. So kannst Du leichter einen ersten Termin erhaschen.
In manchen Gegenden kann es zu Wartezeiten kommen, weil kein Therapieplatz frei ist.
Die Zeit, bis Du Deine/n Therapeut/in gefunden hast, kannst Du eventuell überbrücken. Dafür wendest Du Dich am besten an die psychiatrische Institutsambulanz von Kliniken, den Sozialpsychiatrischen Dienst, an Beratungsstellen oder die Seelsorge der Kirche.
Außerdem hast Du die Möglichkeit, bei Psychotherapeuten oder Psychologen, die keinen Kassensitz innehaben, Therapie oder Beratung in Anspruch zu nehmen. Die zahlst Du allerdings selbst. Mittlerweile gibt es die auch vermehrt als Onlineangebote. Der Vorteil daran ist, Du kannst im gesamten deutschsprachigen Raum wählen und bist nicht an einen Ort gebunden. Angebote dazu findest Du im Netz. Einfach Suchworte wie „Online + Psychotherapie, Psychotherapeut, psychologischen Beratung“ eingeben.
Suche Dir gleich mehrere Adressen raus und schreibe die Therapeut/innen per E-Mail an. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass eine/r davon antwortet. Wenn mehrere einen Termin anbieten, wunderbar. Suche Dir Deine Top drei raus und nimm diese Termine wahr. Achte auf Dein Bauchgefühl. Bei wem fühlst Du Dich am besten aufgehoben? Das ist das A und O. Denn die Chemie während der Therapie hat einen enormen Einfluss auf den Therapieerfolg. Laut einer Studie von Lambert und Asay (2001) sollen das bis zu 30 % sein.
Magst Du lieber telefonieren, versuche es in den Telefonsprechzeiten der Therapeut/innen. Erreichst Du niemanden, sprich auf den Anrufbeantworter.
Eine freundliche Anrede mit Namen des/der Therapeut/in ist ein guter Start. Erläutere dann in wenigen Sätzen Dein Anliegen. Was ist Dein aktuelles Problem? Unter welchen Symptomen leidest Du? Wichtig: Zu welchen Zeiten kannst Du Termine wahrnehmen?
Deine Kontaktdaten sollten nicht fehlen, egal, ob Du eine E-Mail verfasst oder anrufst. Am besten E-Mail und Telefonnummer hinterlassen. Das erhöht die Chance auf eine Rückantwort, weil der/die Therapeut/in die Wahl hat. Einige machen Termine lieber telefonisch aus, andere per Mail.
Fragst Du telefonisch an, wiederhole am Ende noch einmal deutlich Deinen Namen und Deine Telefonnummer, unter der Du erreichbar bist.
Therapeutensuche kann langwierig sein. Das ist auch immer etwas abhängig davon, wo Du wohnst. In großen Städten ist es oft leichter, an einen Therapieplatz zu kommen, als auf dem Land. Ganz einfach deswegen, weil es in Städten meist mehr Therapeut/innen gibt.
Deshalb, bleibe dran und frage immer wieder mal nach. Die meisten Therapeut/innen führen eine Warteliste, von der auch immer wieder Anfragen gestrichen werden, weil Patient/innen anderweitig untergekommen sind. So rutschst Du automatisch nach. Und Dich in Erinnerung zu rufen, hat auch noch nicht geschadet.😉
Selbst wenn Du das Gefühl hast, ihn dann nicht mehr zu benötigen, nimm den Termin wahr. Danach weißt Du, ob eine Therapie dennoch angebracht oder aktuell nicht notwendig ist. Nichts ist besser, als von einer Fachperson gesagt zu bekommen, als dass alles in Ordnung ist und Du mit Deinen Herausforderungen gut selbst umgehen kannst. Andernfalls beginnt nach den drei Monaten endlich Deine Therapie. Eine WinWin Situation für Dich.
Vielleicht erschlagen Dich die Infos gerade und die Hürde, es in Angriff zu nehmen, ist wahnsinnig hoch. Je nachdem wie Du so gestrickt bist, lässt sich die Hürde entweder in kleinen Schritten nehmen. Jeden Tag eine Tätigkeit auswählen, erledigen und Haken dran, oder einmal richtig dolle motivieren und alles in einem Rutsch erledigen. Nachteil bei der Schritt für Schritt Methode ist, dass Du Dich jeden Tag aufs Neue motivieren musst. Nachteil bei der zweiten Variante ist, dass Du vielleicht nicht alles erledigt bekommst. Dann neigen viele Menschen dazu, weil sie es nicht komplett geschafft haben, sich dafür zu verurteilen. Das führt meist dazu, dass man sich für die nächsten Schritte viel schwerer motivieren kann. Vielleicht geht auch eine Mischung aus beiden Herangehensweisen. Was funktioniert für Dich am besten?
Ja, ich weiß, wenn man gerade in einer schweren depressiven Phase ist oder total Angst vor sozialen Kontakten hat, klingt das hier nach einer nie im Leben schaffbaren Aufgabe. Wenn es Dir so geht, lasse Dir helfen. Von Familienmitgliedern oder Menschen, denen Du vertraust. Ich habe schon so viele Anfragen von Müttern, Schwestern und Freunden im Namen von Patient/innen bekommen, die dazu geführt haben, dass endlich ein Therapie begonnen werden konnte.
Wenn es auch beim dritten Anlauf noch nicht geklappt hat und es doch länger dauert, schaue darauf, was Du schon alles getan hast. Erkenne Deine Motivation, Dein Überwinden, Deine Ausdauer als Erfolge an. Jeder getane Schritt zählt. Und sei wohlwollend mit Dir. Das tut Dir selbst gut.
Einen Psychotherapieplatz zu finden, kann nervenaufreibend sein. Wenn Du einige Dinge beachtest, mit alternativen Angeboten überbrückst und Deine Bemühungen wertschätzt, wird die Suche leichter gehen.
Lies gern auf dem walking insight – Blog über Hintergründe von psychischen Herausforderungen und erste Strategien, um mit ihnen umzugehen. Wissen steht am Anfang einer Veränderung.
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T. Asay, M. Lambert: Empirische Argumente für die allen Therapien gemeinsamen Faktoren: Quantitative Ergebnisse. In: M. Hubble, B. Duncan, S. Miller (Hrsg.): So wirkt Psychotherapie. Empirische Ergebnisse und praktische Folgerungen. Verlag modernes Leben, Dortmund 2001, S. 41–81.
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